Das Blau-Gold-Haus am Domplatz in Köln

SONDERPREIS
Bericht der Architekten
Das Blau-Gold-Haus am Domplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kölner Dom wurde Anfang 2010 dem angrenzenden Domhotel angegliedert. Im Zuge der Umnutzung wurde das Gebäude komplett saniert und die Fassade erneuert.
Foto: Hueck
Im Rahmen der Bestandsuntersuchungen wurde ferner eine Brüstung im Bereich der domseitigen Außenwand entfernt und es festgestellt, dass die Befestigungen zur geschossweisen Abtragung der Fassadenlasten aus statischer Sicht nicht ausreichend sind. Die vorhandenen Stahlwinkel waren unzureichend ausgebildet und unzureichend an Fassaden-bzw. Deckenkonstruktion befestigt. Bereits während der Bauzeit war eine temporäre Sicherung der Fassade mittels zusätzlicher Stahlwinkel notwendig, um so die Standsicherheit zu gewährleisten.
Bestandsanalyse
Die hohe Flexibilität der Konstruktion des Tragwerks als Stahlskelett ermöglichte es problemlos, die neue Nutzung als Hotel unterzubringen. Die vorhandene Struktur ermöglichte es sogar, die höheren Lasten der neuen, energetisch hochwertigen Fassade vollständig aufzunehmen.
Das Stahlskelett mußte lediglich den aktuellen Brandschutzanforderungen gemäß nachgerüstet werden.
Durch den heutigen Stand der Technik gibt es zahlreiche bauaufsichtlich zugelassene wirtschaftliche Alternativen dieser Nachrüstung, um eine Feuerwiderstandsklasse bis zu F 90 zu erreichen.
Zur denkmalgerechten Sanierung der prägnanten Gebäudehülle des Blau-Gold-Hauses bedurfte es eines Sanierungskonzepts, dass nicht nur heutige Anforderungen an Wärmeschutz, Sicherheit und Technik erfüllt, sondern auch das namensgebende Erscheinungsbild bewahrt, respektive wieder herstellt.
In den 50er Jahren vom Architekten Wilhelm Koep für 4711 erbaut, wurde der Stahl-Skelettbau nach mehreren Fassadensanierungen 1991 unter Denkmalschutz gestellt. Zu diesem Zeitpunkt entsprach die dekorativ gestaltete Glas-Aluminium-Vorhang-Fassade lange nicht mehr der ursprünglichen Planung. Lediglich die vertikalen Lichtbänder sowie die Erdgeschosszone waren noch original erhalten und sollten nach Vorgabe des Denkmalamtes nicht verändert werden.
Zusammen mit den Firmen Hueck und Trimborn wurde ein neues Aluminiumprofil entwickelt, dass nicht nur optisch dem Original nahe kommt sondern auch eine geringe Konstruktionstiefe ermöglicht. Eingehende Bestandsuntersuchungen haben zuvor deutlich gemacht, dass nur durch eine geringe Profiltiefe ein Anschluss an die vertikalen Lichtbänder möglich sein würde. Es galt die Frage der Befestigung zu lösen, da durch die neue Dreifachverglasung die Hülle wesentlich mehr Gewicht aufweist und die bisherige Befestigung mit Kunststoffdübeln an Bimsdielen unter heutigen Ansprüchen an Statik, Brandschutz und Bauphysik nicht zu realisieren war. Zwei zusätzliche Stahlwinkel wurden daher pro Fassadenfeld eingebaut und die Fassade geschossweise auf den Deckenrandträgern abgestützt.
Sanierungskonzept
Die Gestaltung der Fassade orientierte sich an der ursprünglichen Planung von Koep. In einer umfassenden Recherche hat ksg eine historische Analyse erstellt und die originale Fassade aus den 50er Jahren mit ihrem wesentlich höheren Anspruch an Detaillierung zum Leitbild der Sanierung gemacht. Dabei wurde die Profilierung der ursprünglichen Holzschwingfenster auf das in den 70er Jahren eingesetzte Material Aluminium übertragen.
Die Stahlkonstruktion wurde entsprechend den heutigen brandschutztechnischen und bauphysikalischen Normen neu verkleidet.
Nachhaltigkeit
Neben der beschädigten Verankerung wies die Bestandsfassade ein bedenkliches hygrothermisches Verhalten mit zahllosen Wärmebrücken und erheblichen Luftundichtigkeiten auf. Um eine schadensfreie und werthaltige Konstruktion zu erhalten, waren diese Punkte nachhaltig zu beheben und heutige Ansprüche an Wärmedämmung und Schallschutz zu berücksichtigen.
Dies wurde durch den Einsatz hochwertiger Fassadenprofile mit einer modernen Dreifach-Isolierverglasung mit einem u-Wert von 0,9 erreicht. Durch die Fassade konnte ferner ein Schallschutz von rund 43 dB realisiert werden. Eine mechanische Belüftung sorgt darüber hinaus für einen kontinuierlichen, energetisch sinnvollen Luftwechsel in den neu entstandenen Hotelzimmern.
Durch die subtile Veränderung der Profilierung unter Beibehaltung des Materials Aluminium entspricht die neue Fassade viel mehr dem Original als die unter Denkmalschutz gestellten Fassadenelemente. Heute beherbergt das Blau-Gold-Haus 41 neue Suiten und Luxuszimmer des angrenzenden Domhotels.
Sonderpreis des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2012
Laudatio der Jury
Das Blau-Gold-Haus in Köln, in den 50iger Jahren stadtbildprägend für die Firma 4711 errichtet, ist mit seiner feingegliederten Fassade ein gutes Beispiel der Nachkriegsmoderne und steht seit 1991unter Denkmalschutz. Die schlanke, nachhaltige Stahl-Skelett-Konstruktion mit wenigen Innenstützen bot beste Voraussetzungen für die Modernisierung und Umnutzung als Hotel.
Die Architekten haben im Verbund mit Fachplanern die Umnutzung vorbildlich durchgeführt, das historische Fassadenbild wiederhergestellt und für eine moderne energetische Performance des Blau-Gold-Haus gesorgt. Das Modernisierungsergebnis ist nachhaltig, weil es ein städtebauliches Kleinod unter aktuellen baulichen Anforderungen erhält. Die Architekten setzten so Maßstäbe für zukunftsfähiges Modernisieren und eine weitere Nutzung von frühen Nachkriegsbauten.