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Fellows Pavilion - American Academy in Berlin

Stefan Müller

AUSZEICHNUNG

Architekten: Barkow Leibinger, Berlin

Laudatio
Die leichte Stahl-Glaskonstruktion nimmt das historische Motiv des über dem Boden schwebenden Gartenpavillons auf und weckt dabei Assoziationen an Mies van der Rohes Farnsworth House.
Das prägende Element des sorgfältig detaillierten Gebäudes ist hier jedoch seine zweifach gekrümmte Dachfläche aus parallelen, höhenversetzten Stahllamellen. Das Dach scheint über den Räumen zu schweben und nur von den vier markanten Eckstützen getragen zu werden. Winzige stählerne Hilfsstützen verschwinden zurückhaltend in den Trennwänden. Stärke und Präzision der Stahlbauweise machen dieses bewegte Wechselspiel der leichten Lamellen mit Licht und Schatten erst möglich. Ein schönes Beispiel für die poetische Ausdrucksfreude des Bauens mit Stahl.

Erläuterungsbericht von Barkow Leibinger:

Entwurfskonzept

Die American Academy in Berlin ist eine lebendige und wachsende Forschungs- und Kulturinstitution, die Berlin-Stipendien an Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler vergibt. Ihr Sitz ist das Hans Arnhold Center, eine Ende des 19. Jahrhunderts erbaute, malerische Villa auf einem großen, direkt am Wannsee gelegenen Grundstück. Der Pavillon, der sieben Fellows der Akademie mehr Raum zum Arbeiten gibt, ersetzt ein zuletzt leerstehendes Gartenhaus an der zum See führenden alten Mauer des Anwesens. In Anlehnung an die Geschichte des Pavillons im 20. Jahrhundert und ausgehend von eigenen früheren Prototypen, haben Barkow Leibinger für den Garten der Villa eine leichte Glas- und Stahlkonstruktion entworfen. Das Raumprogramm umfasst sieben Studierzimmer, ein WC und eine Teeküche.

Stefan Müller

Die etwa 7 qm großen Studierzimmer sind untereinander durch Zwischenwände mit einer Holzverkleidung aus Eiche getrennt. Oberhalb des Türriegels auf 2,15m Höhe ist die Konstruktion fast vollständig aufgelöst, so dass sich ein durchlaufender Horizont unterhalb des Daches bildet. Ein Belag aus Eichendielen stellt fließende Übergänge zwischen den Innenräumen und der umlaufenden Veranda her, die durch die weit zurückspringende, maximale Transparenz schaffende Glasfassade gebildet wird. Zum Garten öffnen sich die Räume mit transparenten Verglasungen und großflächigen Schiebetüren. Leichte Vorhänge bieten bei Bedarf den nötigen Sichtschutz. Eigens für den Pavillon entworfene, eingebaute Metallregale, Schubfächer und ein Schreibtisch werden durch freistehendes Vitra-Mobiliar ergänzt. Dreifachverglasung, eine mit einer Wärmepumpe betriebene Fußboden- und Wandheizung sowie die gute Isolierung der Boden- und Dachkonstruktion tragen zur Energieeffizienz des Gebäudes bei.

Stahlkonstruktion
Prägendes Element des Gebäudes ist eine zweifach gekrümmte Dachfläche aus Stahlträgern, die über den Räumen zu schweben scheint. Die Dachform folgt einer regelmäßigen Geometrie, die aus zweidimensional zueinander versetzten und gedrehten Geraden vier hyperbolische Paraboloide erzeugt. Sie ist zugleich abstrakt wie auch – zumindest in der Ansicht – spürbar verwandt mit den verschnittenen Walmdachformen der historischen Villa. Der Pavillon scheint über dem grünen Rasen des Gartens zu schweben, seine weiße Farbe unterstreicht die Präzision der Form. Abends wird der Eindruck des Schwebens zusätzlich dadurch verstärkt, dass eine auf den Trennwänden der Studierzimmer angebrachte LED-Beleuchtung die sichtbare Deckenkonstruktion anstrahlt und so optisch noch leichter erscheinen lässt.

Das Stahldach setzt sich aus neun vorgefertigten Rahmenelementen zusammen. Dabei werden immer zwei 5mm starke lasergeschnittene Flachstähle über Punktschweißung mit zurückliegenden Abstandshaltern zu doppelwandigen Stahlrippen verbunden. Analog zur verdeckten Befestigung im Bereich der Trennwände sind durch diese zangenartige Konstruktion die Profile der Oberlichter unsichtbar. Zusätzlich kann dadurch die Verschraubung zur Montage der Dachkonstruktion verdeckt bleiben. Die Dachhaut wird durch gekantete Stahlblechstreifen gebildet, die mit Pressleisten auf den Stahlrippen fixiert werden. Die Dämmung besteht aus geschliffenem Spritzschaum mit einer flächigen Flüssigabdichtung, die sich maßgeschneidert der vorhandenen, gefalteten Untergrundgeometrie anpasst. Vier Stützen verbinden das Dach mit der podestartig erhöhten, stählernen Bodenkonstruktion. Sie dienen der Abführung des Regenwassers und tragen gemeinsam mit 16 U-förmigen Stahlprofilen an den Enden der Trennwände die Last der Dachkonstruktion.

Fertigstellung
2015
Architekt
Barkow Leibinger, Berlin
Ingenieur
Hörnicke-Hock-Thieroff (HHT), Berlin
Bauherr
American Academy in Berlin
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