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HNA Plaza - Shanghai

Foto: H. G. Esch

Auszeichnung

Erläuterungsbericht von Architekten von Gerkan, Marg und Partner zur Einreichung beim  'Preis des Deutschen Stahlbaues 2018'

Beim Neubau des HNA Plaza dominieren außen wie innen Glas und Stahl. Die Gestaltung verleiht dem Bauwerk eine technische Eleganz, die sich in den weitläufigen Wasserflächen des Außenbereichs wiederspiegelt. Der Bau setzt sich aus einem 90 Meter hohen Turm mit 20 Geschossen und einem davorliegenden Gebäuderiegel, dem Podium, zusammen. Vom Turm aus blicken Nutzer und Besucher über die Ufer des Huangpu-Flusses, die Shanghaier Altstadt, die Nanpu-Brücke sowie das Areal der EXPO 2010.

Foto: H. G. Esch

Konstruktion
Das Tragwerk des Hochhauses besteht aus zwei Stahlbetonkernen, die im 16-geschossigen Atrium über Stahlbrücken verbunden sind, sowie einer biegesteif verbundenen Stahlrahmenkonstruktion mit Auskragungen von bis zu 4,20 Metern. Die Stahlrahmenkonstruktion ist im Inneren weithin sichtbar: Die kreuzförmigen Stützen mit vierseitig verstärkten Flanschen sind brandschutzbeschichtet, aber nicht verkleidet, auch an den Decken liegen I-Profil-Träger und Verbundblechdecken frei.

Eine Dehnfuge trennt Turm und Podium in zwei unabhängige seismische Einheiten: Die Konstruktion des gesamten Gebäudes kann somit Erdbeben bis zur Stärke 7 standhalten.

Die Gebäudefuge zieht sich bis in das erste Untergeschoss und mündet in einem Tiefhof. Bei der Planung stellte dieses außergewöhnliche Gestaltungselement eine statische Herausforderung dar. Die Flachdächer beider Bauten sind begehbar und bieten Zugang zu den überdachten Haustechnikbereichen sowie einer großzügigen Dachterrasse auf dem Podium. Die vorgehängte Glasfassade, mit einer Aluminiumrahmenkonstruktion in den Regelgeschossen und einer Stahlrahmenkonstruktion in der zweigeschossigen Eingangszone, wird mit außenliegenden, horizontalen Aluminiumlamellen verschattet. Die zurückgesetzte Glasfassade in der Gebäudefuge besteht aus einer über 67 Meter hoch gespannten Seilnetzkonstruktion, die mit horizontalen Stahlschwertern den Windlasten entgegenwirkt.

Gestaltung
Die zwei ineinander verschränkte L-förmige Baukörper sind durch eine gläserne Fuge miteinander verbunden. Der durch diese Verschränkung entstehende Winkel zwischen den Gebäudeteilen schafft im Außenbereich Platz für eine gro.zügige, begrünte Terasse. Als Kontrast zur klaren geometrischen Form des Gebäudes erstreckt sich hier ein Wasserbecken entlang des niedrigen Geb.udeflügels, das die Fuge zwischen den Baukörpern im Gelände optisch fortsetzt.

Außen wird die Glasfassade durch 40 Zentimeter tiefe, horizontale Aluminiumlamellen, die mit Lichtbändern versehen sind, strukturiert. Sie dienen vorwiegend als Sonnenschutz, unterstreichen aber gleichzeitig auch die Transparenz der Gebäudekomposition und können das gesamte Gebäude in einen riesigen Bildschirm verwandeln.

Im Inneren des Gebäudes sind sowohl die Stahlkonstruktion als auch die technische Infrastruktur sichtbar – diese Sichtbarkeit war in der Ausführung mit erheblichem Aufwand bei der baulichen Koordination von Statik, Brandschutz, Haustechnik und Innenausbau verbunden.

Im Ergebnis strahlen die Fassaden und die von Glas- und Metalloberflächen dominierten Innenräume eine technische Eleganz aus, die sich in den weitläufigen, künstlich angelegten Gewässern der Außenanlagen spiegelt.

Nutzung
Der Haupteingang befindet sich an der südlichen Schmalseite des Büroturms und ist vom Platz aus zugänglich. Im Zentrum der Atriumlobby stellt ein 60 Quadratmeter großes Wasserbecken am Fuße der Gebäudefuge optisch eine Verbindung zum Außenbecken her.

Die vertikale Erschließung erfolgt über das gläserne Atrium, das im 15. Stock in eine doppelgeschossige Konferenzebene mit umlaufender Terrasse übergeht. Während im Turm neben Besprechungsräumen flexibel nutzbare Bürofl.chen untergebracht sind, bietet das Podium in den unteren Geschossen Raum für übergreifende Nutzungen wie Läden, eine Kantine, eine Cafeteria sowie ein Sportstudio. In den oberen Geschossen befinden sich ebenfalls Büroflächen.

Das über den Tiefhof erschlossene Untergeschoss beherbergt Restaurants, Geschäfte und Fahrradabstellplätze. Im zweiten und dritten Untergeschoss befinden sich nicht nur Parkplätze und Technikflächen, diese Geschosse dienen den lokalen Bestimmungen folgend auch als Luftschutzraum.

Nachhaltigkeit Wirtschaftlichkeit
Ausgangspunkt für die Entscheidung seitens des Auftraggebers, das Gebäude als sichtbare Stahlkonstruktion zu errichten, war der Aspekt der Wirtschaftlichkeit: In den gesamten Büroflächen erübrigt sich ein nachträglicher Innenausbau, da alle haustechnischen Installationen bereits sorgfältig integriert wurden und alle Oberflächen der Konstruktion ästhetisch so gestaltet sind, dass keinerlei Verkleidungen oder abgehängte Decken notwendig sind. Zwischen den Deckenträgern entstanden nicht nur optimale Raumhöhen, die gute Zugänglichkeit der Anlagen minimiert zudem den Wartungsaufwand für den Nutzer.

Das Gebäude erfüllt die gesetzlich vorgeschriebenen chinesischen Standards für nachhaltiges Bauen. Mit Ausnahme der Erschließungskerne erlauben die reine Stahlkonstruktion und die Aluminiumfassaden weitgehend eine Wiederverwertung der Materialien. Außenliegende Verschattung sowie Sonnenschutzverglasung reduzieren den Wärmeeintrag über die Glasfassade.

 

Alle Geschossflächen sind frei unterteilbar, gewährleisten größtmögliche Flexibilität und könnten gegebenenfalls auch einer ganz anderen Nutzung dienen.

Fertigstellung
2015
Architekt
Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
Ingenieur
CADG China Architecture Design & Research, Shanghai
Bauherr
HNA Grand China Properties, Shanghai
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