IMPULS - Lichtkunst-Bühne am Bermuda3Eck Bochum

leichtbaukunst
Der Langenberger Planer und Lichtkünstler Dr. Lars Meeß-Olsohn entwickelte das Konzept der Lichtkunstbühne im April 2008 in dem durch Peter Brdenk kuratierten Workshop „Bermuda Licht“.
Im September 2009 wurde der Entwurf IMPULS im Rahmen des landesweiten Wettbewerbs „Standort Innenstadt:NRW“ von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet und konnte dank Städtebauförderungsmittel des Landes NRW als ambitioniertes PPP-Projekt der Stadt Bochum und den Gastronomen vor Ort realisiert werden.
Foto: Jakoby
Das Konzept
Die Lichtinstallation IMPULS kennzeichnet das Szeneviertel am Konrad-Adenauer Platz als Impulsgeber aus der Pionierzeit der Freiluftgastronomie des mittlerweile weit über die Grenzen Bochums hinaus bekannten Bermuda3Ecks.
Angelegt als Bochumer Beitrag im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010, entstand an der Stelle des alten Bühnenpodestes unter der GlückAuf!-Trasse in den vergangenen Wochen eine filigrane Stahl- und Tuchstruktur: Aus dem spielerischen Umgang mit Stahlringen und LED-Lichtleisten wurde eine räumliche Bühnenkonstruktion entwickelt, die den Ausgangspunkt des Bermuda3Ecks markiert, und Veranstaltungen von der Kleinkunst bis zu Konzerten durch die Bochumer Symphoniker ermöglicht.
Erste Visualisierung des Konzeptes (2008)
Die neue Bühne entwickelt sich aus der Abfolge mehrerer, im Durchmesser größer werdender Ringe aus Stahlrundrohr (nahtlose MSH-Profile, Vallourec & Mannesmann), die durch zwei Stahlbögen und Stützen gehalten und ausgesteift werden.
Der oberste Ring der Bühne hat einen Durchmesser von ca. 12,5 m und ist mit einer hochwertigen, transluzenten Membrane (Polyester-Gewebe mit PVC-Beschichtung und PVDF-Schlusslack: Valmex, Mehler Texnologies) permanent zum Schutz vor Witterung bespannt.
Im hinteren Bühnenbereich wurde großflächig ein Edelstahl-Seilnetz zur dauerhaften Abgrenzung der Bühnenfläche zwischen dem Podest und dem großen Stahlring eingebracht, wohingegen Gewinde im vorderen Bereich dieses 244,5/12er Hohlprofils als Aufnahme für die Beleuchtung und Beschallungstechnik verwendet werden.
Bei Veranstaltungen wird der Bühnenhintergrund mit einem matt-schwarzen Lutte-Gewebe (Polyester-Gewebe mit PVC-Beschichtung: Lutte, Mehler Texnologies, als robuste Variante des klassischen Bühnenmoltons zweckentfremdet) verhängt, der von innen über das permanente VA-Seilnetz gespannt wird. Bei Bedarf können seitlich der Bühne noch weitere 50 m² von dem für den Bergbau entwickelten Gewebe verspannt werden, so dass z.B. auch die Instrumente der Bochumer Symphoniker weitestgehend witterungsgeschützt sind.
Die Ringe sind auf der Vorder- und Rückseite mit lichtstarken LED-Linienleuchten bestückt und in Verbindung mit den leuchtenden Fragmenten der größeren, über den Platz hinaus reichenden Ringe der GlückAuf! - Trasse ist die Lichtinstallation von allen Seiten erfahrbar:
Die Metallkonstruktion
Im Werk wurden die gebogenen Segmente der Stahlrohre verschweißt bzw. für den Transport gestoßen, wobei diese Anschlüsse bei der späteren Montage durch Halbschalen verdeckt wurden. Interessanterweise war es für den ausführenden Betrieb einfacher, die Struktur in der Werkstatt „auf dem Kopf“ zu erstellen, wobei der größte Stahlring parallel zum Hallenboden ausgerichtet wurde.
Leider war es nicht, wie zunächst in Aussicht gestellt, möglich, die Auflagerkräfte aus dem großen Ring an der Stahlbetonpfeiler der Bahn abzuleiten. Statt einer Platte und einiger Anker musste daher im hinteren Bereich der Bühne eine zusätzliche Struktur aus geraden und gebogenen HEB-Profilen um den Pfeiler herum gebaut werden, was kostenmäßig, gestalterisch und auch terminlich Probleme nach sich zog.
Die Beschichtung für dieses Korsett – statt einer Verzinkung wurde die gesamte Konstruktion mehrfach grundiert und lackiert – erfolgte in einem dunkleren, dezenten Grauton, so dass die eigentliche Konzeption der leuchtenden Ringe möglichst wenig beeinträchtigt wird.
Fotostrecke
Die Bespannung
Die weiße Membraneindeckung ermöglicht eine ganz-jährige Nutzung der Bühne für Musik oder Kleinkunst. Zusätzlich zu dem temporären, schwarzen Bühnenhintergrund können weitere Seitenflächen eingespannt werden, wenn z.B. die Bochumer Symphoniker mit ihren empfindlichen Instrumenten spielen.
Die schwarzen Flächen (Bühnenhintergrund, Witterungsschutz vorne/seitlich, sowie die Persenning im Bereich des Stützenkopfs) werden bei Bedarf temporär eingespannt, wohingegen die weiße Dachfläche und das Edelstahlnetz permanent installiert sind.
Die Lichtinstallation
Mittels dimm- und DMX-programmierbarer Ansteuerung wird eine atmosphärische, pulsierende, kontinuierliche oder progressive Licht- und Farbchoreographie möglich, die mit der Tag- und Nachtwirkung der Konstruktion agiert.
Neben der Bedeutung für die Aufenthaltsqualität des Platzes und der Überführung des schweren, eher begrenzenden Betonriegels in ein markantes und nur durch das Licht filigran wirkendes Verbindungselement wird die Bühne durch die Installation in Ihrer Wirkung unterstützt:
Dezentes und sensibel nuanciertes Licht unterstreicht die Aura leiser und sinnlicher Musik, eine massive, stroboskopische Strahlkraft potenziert hingegen die kreischenden E-Gitarren-Soli verwegener Spielarten.
Dank
Für ihr Engagement seien der ISG Bermuda3Eck, Stadt Bochum, Fa. Philips GmbH, den Herren Matthes Boeser und Peter Brdenk, sowie den Sponsoren Vallourec & Mannesmann (nahtlose MSH Stahlhohlprofile) und Mehler Texnologies (Technische Textilien: weißes VALMEX® FR 1000 MEHATOP F – Type III, sowie schwarzes POLYMAR® A-Lutte) an dieser Stelle noch einmal freundlich gedankt.
Kurzvorstellung
leichtbaukunst / Dr. Lars Meeß-Olsohn
Seit gut einem Jahrzehnt steht die vielschichtige Beschäftigung mit den Prinzipien des Leichtbaus im Mittelpunkt des Schaffens von Lars Meeß-Olsohn:
In Form von künstlerischen Licht- und Tuch-Installationen, Ausstellungen und textilen Architekturen entstehen individuelle, objekthafte Strukturen mit Bezug zum jeweiligen Ort.
Das Studium der Architektur in Aachen, Sevilla und Barcelona weckte seine Faszination für lichte und leichte Bauweisen, die während der Zeit als Assistent bei den Bauwissenschaftlern an der Essener Universität auch von der statisch-konstruktiven Warte aus beleuchtet werden konnten.
Parallel zur Promotion konnten so die ingenieurmäßigen Kenntnisse erworben werden, die notwendig sind, um mit High-Tech-Materialien solche vorgespannte, und konstruktiv optimierte Strukturen zu entwerfen: Die Formfindung entscheidet über die Formgebung.
Anfang 2005 gründete Lars Meeß-Olsohn im Essener Gründungszentrum ZukunftsZentrumZollverein, Triple-Z das Planungsbüro leichtbaukunst, was sich mit der Konzeption, Planung und Realisierung von Sonderkonstruktionen nicht nur auf nationaler Ebene etablieren konnte.
Auch nach dem Umzug 2008 nach Velbert-Langenberg profitiert leichtbaukunst von dem großen Einzugsgebiet der Metropole Ruhr, den Messestandorten und den über Jahren gewachsenen Kooperationen mit qualifizierten Betrieben und Partnern.
Neben der Büro- und Lehrtätigkeit entwickelt Lars Meeß-Olsohn erfolgreich das Netzwerk Textile-Architektur.de, dessen Ziel es ist, durch Veranstaltungen oder Sonderschauen für die Messen BAU, Deubau und Techtextil, um Planern und Bauherren die gesamte Wertschöpfungskette vom Design, Engineering, Material, Konfektion, Veredelung und Montage – kurz: Die faszinierende Welt der Textilien - näher zu bringen.