KIT Mathematisches Institut

AUSZEICHNUNG
Architekten: ingenhoven architects, Meyer Architekten
Laudatio
Der Umbau des Mathematischen Instituts am KIT in Karlsruhe ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein Hochschulbau aus den 1960er Jahren erhalten und saniert, dabei aber auch neu organisiert und beträchtlich verbessert werden kann: Die Grundfläche wurde erweitert, das Energiekonzept und der Wärmeschutz erheblich optimiert, vor allem aber erhielt das Gebäude ein deutlich ansprechenderes Erscheinungsbild. In Form der Aufstockung und des neuen, sichtbar leichten Dachs sowie der schlanken, außen umlaufenden Stützen spielt Stahl dabei eine entscheidende Rolle - ebenso wie bei der Tragkonstruktion des mit Folienkissen neu überdachten Innenhofs. Das neue mathematische Institut bietet ein ansprechendes Ambiente für Studium und Lehre und zeigt sich als einladendes Schaufenster der Universität zur Stadt.
Erläuterungsbericht von .ingenhoven architects:
Sanierung und Modernisierung Mathematikgebäude Karlsruher Institut für Technologie
Das Gebäude der Fakultät für Mathematik der Universität Karlsruhe aus dem Jahr 1964 wurde architektonischund energetisch aufgewertet. Das Institut setzt neue Maßstäbe bei der Energieeffizienz: halber Energieverbrauch bei nahezu verdoppelter Nutzfläche. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum historischen Zentrum und stellt aufgrund seiner Lage am Rand des Universitätscampus das “Schaufenster” der Universität zur Stadt dar. Der rechteckige, fünfgeschossige Bau umschließt einen halbgeschossig erhöhten Innenhof, der im Erdgeschoss nach Osten und Westen hin offen ist. Die gesamte Raum- und Gebäudekonzeption des Umbaus verfolgt das Ziel, die Kommunikation zu verbessern und zu optimieren.
Foto: H.G. Esch
Bei dem Um- und Erweiterungsbau stand unter anderem der Austausch belasteter Bauteile wie PCB-belasteter Decken, Systemwände mit Formaldehyd und Brüstungsplatten aus Asbest im Fokus. Das Haus erhielt eine neue, hochgedämmte Fassade mit deutlich verbessertem Wärmeschutz, sowie eine hochenergieeffiziente und intelligente Haustechnik. Zur Erweiterung der Nutzfläche um 2.200 Quadratmeter wurde ein zurückgesetztes Halbgeschoss aufgestockt. Durch diese Ergänzung wurden die statisch konstruktiven Ressourcen des Baubestandes aktiviert und so in städtebaulich optimaler Verortung weitere zusätzliche Flächen generiert. Der früher offene und nicht überdachte Innenhof wurde in ein geschlossenes Atrium verwandelt. Dank eines Foliendaches über einer leichten, weit spannenden Stahlkonstruktion entstanden auch in dem lichterfüllten Atrium neue, attraktive Nutzflächen bei gleichzeitig reduzierter Hüllfläche.
Im Erdgeschoss wurden alle öffentlichen, hochfrequentierten Bereiche der Fakultät untergebracht – wie Tutorien- und Seminarräume, Gruppenarbeitsbereiche, ein Schülerlabor, die Cafeteria und Teile der Fakultätsbibliothek. Die Bibliothek, wie auch weitere Vorlesungs- und Seminarräume setzen sich im aktivierten und natürlich belichteten Untergeschoss fort. In den oberen Etagen liegen um den Innenhof Seminarräume- und Besprechungsräume, PC-Pools sowie die in den Eckzonen angeordneten offenen Projektbereiche und studentischen Arbeitsplätze.
Die vielen zusätzlichen Seminarräume und die große Anzahl an studentischen Arbeitsplätzen, die im ganzen Gebäude zu finden sind, verbessern die Lehr-/Lernbedingungen und bieten den notwendigen Raum für individuelles Arbeiten und gemeinsames Diskutieren. Die einladende helle Gestaltung mit Tageslicht von allen Seiten schafft eine einzigartige Atmosphäre für konzentriertes Studieren und Forschen. Das Gesamtkonzept integriert Kunst und Architektur: Der Künstler Max Bill entwarf im Jahr 1965/66 für den Innenhof und den Außenbereich des Kollegiengebäudes Mathematik die plastische Gruppe der „Familie von fünf Halbkugeln“. Diese Kugeln wurden in der Bauphase gesichert, gereinigt und zur Inbetriebnahme des Gebäudes wieder im Innenhof und Außenbereich integriert.