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Pumpenhaus Bochum - Umbau zum Besucherzentrum mit Gastronomie

 

Preis des Deutschen Stahlbaues 2014
Auszeichnung

Architekt: Dipl.-Ing. Heinrich Böll Architekt BDA DWB, Essen
Ingenieur: Lederhose, Wittler & Partner GbR, Dortmund
Bauherr: NRW URBAN GmbH, Dortmund

Laudatio
Die Überformung eines für die Montanindustrie im Ruhrgebiet typischen Ziegelbaus gelingt beim Pumpenhaus Bochum beispielhaft. Die lädierte Ziegelfassade wurde mit einer feinen Stahlblechhaut umfasst, der ruhigen Form des Gebäudes zu größerer Klarheit, ja Signifikanz verholfen. Die Umhüllung von Dach und Wand, die Behandlung der wenigen Öffnungen und die präzise Ausführung der Details führen zu einer Abstrahierung des Gebäudes, die durch das umgebende Gewirr aus alten Industrieanlagen gleichsam überhöht wird. Der Schutz des alten Gebäudes durch die neue Außenhaut führt zu einer Schichtung der Zeitebenen und verbessert die Wärmedämmung.

Das Projekt zeigt eine mögliche Strategie zum Umgang mit durch Nutzung und Zeit gezeichneten Gebäuden, die hier mit hohem Anspruch sensibel umgesetzt ist.

Erläuterungsbericht von Heinrich Böll zur Einreichung beim 'Preis des Deutschen Stahlbaues 2014':

Das Pumpenhaus
Als in der Jahrhunderthalle bereits die Ruhrtriennale ihre ersten Premieren feierte, liefen in dem kleinen Pumpenhaus auf seiner Rückseite noch die Wasserpumpen, die das benachbarte Stahlwerk des Bochumer Vereins versorgten. Die Pumpen wurden vor acht Jahren abgestellt, die Zeichen standen auf Abbruch - auch der Denkmalschutz hatte bereits abgewunken.

Foto: Heinrich Böll

Als der Betrieb der Jahrhunderthalle die Notwendigkeit einer Cateringküche sowie einer Kantine für die Künstler erkennen ließ, geriet das Pumpenhaus wieder in den Fokus. Zudem ergab sich eine Funktion als Besucherzentrum des Westparks, wie das Stahlwerksgelände heute heißt. Somit war die Möglichkeit entstanden, ein Konzept für die Weiternutzung des Hauses zu entwickeln.

Die Lösung des Grundrisses ergab sich aus der Forderung, Besucherzentrum und Gastronomie unabhängig voneinander betreiben zu können. Eine frei in die Halle gestellte Box für die Sanitärräume trennt beide Funktionsbereiche voneinander, der Sanitärbereich kann beiden Nutzungen zugeschaltet werden.


Die Fassade
Zum wesentlichen Gestaltungsthema entwickelte sich der Umgang mit der Außenwand. Die Hauptkonstruktion der Halle besteht aus Fachwerkstützen, die die Fachwerkträger des Daches tragen. Diese Stützen standen in der Fassadenebene und waren von außen ablesbar. Zwischen den Stützen sind Fassadenfelder aus Stahlfachwerk eingebaut, die mit einschaligem Mauerwerk oder Fenstern ausgefacht sind. Ein Erhalt des äußeren Erscheinungsbildes, mit Hilfe einer Innendämmung, ließ sich im Bereich der großen Fachwerkstützen nicht sinnvoll umsetzen, ohne die Qualität des durch das filigrane Tragwerk gegliederten offenen Innenraums zu verlieren.

Foto: Thomas Mayer

Stattdessen folgten wir dem Ansatz, dem Volumen eine neue Aussenhülle überzustülpen. Die alte Fassade verliert somit ihre Aufgabe als Klimahülle. Sie konnte daher nahezu unverändert belassen werden, nur massive Korrosionsschäden wurden partiell repariert. Die Atmosphäre des Innenraum wird von den unbehandelten Wandoberflächen geprägt.
Die neue Hülle erzeugt ein nahezu abstraktes Urbild eines Hauses mit Satteldach. Die äußere Fassadenebene aus anthrazitgrauem Trapezblech überzieht sowohl die Wand- als auch die Dachflächen. Vor den Fenstern ist das Metall perforiert, nur wenige Fenster wurden als tatsächliche Fassadenöffnungen ausgebildet. Die Dachentwässerung wurde verdeckt ausgeführt, um keine sichtbaren, das ebenmäßige Bild des gefalteten Stahlblechs störenden Details zu erzeugen.

Im Ergebnis ergibt sich ein starker Kontrast aus der auf das Minimum reduzierten Formensprache des Hauses und seiner Umgebung aus Relikten der früheren Stahlproduktion.

Fertigstellung
2012
Architekt
Heinrich Böll, Essen
Ingenieur
Lederhose, Wittner & Partner, Dortmund
Bauherr
NRW.URBAN GmbH, Dortmund
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