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Schaustelle München - Raum für Experimente

M Lanz

Preis des Deutschen Stahlbaues 2014
Auszeichnung

Architekt: J. MAYER H. und Partner, Architekten, Berlin
Ingenieur: Knippers Helbig GmbH, Stuttgart
Bauherr: Freistaat Bayern, Ministerium für Wirtschaft, Forschung und Kunst, Stiftung Pinakothek der Moderne

Laudatio
Mit dem temporären Ausstellungsbau, der Schaustelle, als Stahlskelettbau aus wiederverwendbaren Gerüstelementen gelingt zum einen der Verweis auf die Baustelle des zu sanierenden Museumsbaus, zum anderen entsteht ein eindrucksvoller 'Stadtbalkon' mit Aussicht auf die Innenstadt und einem Angebot von unterschiedlich nutzbaren Raumsequenzen.

Die offene, auskragende Raumstruktur aus Stahlhalbzeugen drückt perfekt den temporären und experimentellen Charakter des Gebäudes aus und bietet der Stadtgesellschaft einen neuen Ort der Partizipation und Aktivität an. Aus fast 4000 Stahlelementen, eigentlich für Hilfskonstruktionen gefertigt, entsteht ein individuelles, expressives und temporäres Bauwerk als halböffentlicher Stadtraum. Die Möglichkeiten des modernen Stahlbaues mit standardisierten Elementen ein individuelles Bauwerk schnell zu errichten, aber auch die des kontrollierten und verantwortungsvollen Rückbaues, werden deutlich demonstriert.

Erläuterungsbericht von J. Mayer H. zur Einreichung beim 'Preis des Deutschen Stahlbaues 2014':

Konzept
Mit einem temporären Ausstellungsbau, der SCHAUSTELLE, etablierten die vier Sammlungen der Pinakothek der Moderne auf Initiative der Stiftung Pinakothek der Moderne für die Zeit der Sanierungsmaßnahmen (Februar bis September 2013) eine temporäre Plattform für Ausstellungen, Workshops, Vorträge, Performance, Film, Video und vieles mehr.

Die SCHAUSTELLE von J. MAYER H. ist eine hohe und in Teilen frei auskragende Rasterstruktur aus wiederverwertbaren Gerüstelementen. Sie basiert auf einem räumlichen Konzept, das im unteren Bereich einen geschlossenen flexiblen Raum anbietet, und darüber in einem offenen Raumgerüst unterschiedlichste sich abwechselnde Interventionen, Installationen und Veranstaltungen ermöglicht.

Foto: TUM

Das offene Raumgerüst im Außenbereich ist als Projektions- und damit als weitere Ausstellungsfläche vorgesehen: ein räumliches Gitter, das man durchgehen kann und das dabei immer wieder neue Blicke auf die Stadt mit den Inhalten der Sammlungen ermöglicht. Begleit- und Abendveranstaltungen, multimediale Projektionen im Außenbereich und eine Aussichtsplattform zur Innenstadt eröffnen neue Blickwinkel und Perspektiven in und auf das Kunstareal, der öffentliche Raum wird aktiviert.

Das Raumgerüst der Schaustelle mit seinem Angebot von unterschiedlichen Räumen fordert eine abwechslungsreiche Bespielung und ermöglicht damit im Gegensatz zu einem geschlossenen institutionellen Museum Grenzbereiche kuratorischer Praxis. Der Dialog zwischen den einzelnen Abteilungen wie Architektur, Kunst, Graphik und Design kann sich mit der SCHAUSTELLE gut darstellen und mit anderen Disziplinen, etwa den performativen Künsten und der Wissenschaft, interagieren. So bietet die SCHAUSTELLE die Möglichkeit, jenseits des „klassischen“ Ausstellungsbetriebs ein innovatives Programm zu entwickeln, das die Bedeutung der jeweiligen Sammlungsbestände im Kontext zeitgenössischer Entwicklungen zeigt.

Das Konzept impliziert zugleich die aktive Teilhabe und Partizipation der Bürger; die offene Raumstruktur der Schaustelle fordert die Bürger dazu auf, sich diesen Ort anzueignen und mit zu gestalten.

Die Pinakothek der Moderne wird so durch die Realisierung von Ideen und das Experimentieren mit transdisziplinären Ansätzen als lebendiger Teil der Stadt neu erlebbar.


Die SCHAUSTELLE ist weitgehend mit Bauteilen realisiert, die für Baustellen entwickelt wurden. Damit verweist sie auf den danebenliegenden Bau der Pinakothek der Moderne, der wieder zur Baustelle wird. Die Bauteile werden für ein paar Monate aus ihrem normalen Anwendungsgebiet als reine Baustelleneinrichtung herausgenommen und danach wieder in diesen Zyklus zurückgeführt. Die SCHAUSTELLE löst sich wieder auf.

Bauwerk:
Grundfäche: ca. 615 m2 (Gesamtlänge: 39,50 m; Gesamtbreite 15,50 m)

Innenraum: 265,55 m2 (Länge 28,34 m, Breite 9,37 m; bis max. 531 Personen)

Plattform 1.OG: Höhe auf +6 m, 148 m2 bis max. 199 Personen

Plattform 2.OG: Höhe auf +17 m, 79 m2 bis max. 35 Personen

Volumen: ca. 11.00 m3

Materialien:
Stahlrohrgerüst Grundraster 2,57 x 2,07 m, bestehend aus:

496 Gerüstkuben

905 vertikalen Stäben

1650 horizontalen Stäben

360 vertikalen Diagonalen

317 horizontalen Auskreuzungen

Außenfassade, transluzide Polycarbonat-Platten
Grundraster 2,57 x 0,73 m und 2,07 x 0,73 m

Fertigcontainer aus Stahl für Toiletten, Technik, Catering und Lager

Bodenplatte aus Stahlbeton, Stärke 30 cm

Erdgeschossige Halle als Stahlskelettbau, außen mit gedämmten Fertigpaneelen und innen mit Gipskarton zweilagig beplankt

Die Baumaterialien sind zum größten Teil wieder verwendbar und werden nach Abbau der Schaustelle wieder in den Baukreislauf rückgeführt.

Fertigstellung
2013
Architekt
J. MAYER H. und Partner Architekten, Berlin
Ingenieur
Knippers Helbig GmbH, Stuttgart
Bauherr
Freistaat Bayern Ministerium für Wirtschaft, Forschung und Kunst Stiftung Pinakothek der Moderne
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