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Serviceteilecenter Rational AG, Landsberg am Lech

Jens Weber Munich

Preis des Deutschen Stahlbaues

Architekt: Ackermann Architekten BDA, München

Laudatio
Das Serviceteilecenter der Rational AG beeindruckt durch seine einfache und klare Architektursprache, die konsequent aus den betriebsfunktionalen Abläufen entwickelt und zu einem schönen, spannungsvollen und ästhetischen Ganzen gefügt ist.

Mit dem umlaufenden Fensterband im Erdgeschoss erscheint das Gebäude schwebend leicht und lebt mit seiner beispielhaften Ostfassade aus dem Spannungsfeld der Volumina von Shed- und Laternendach. So konsequent und selbstverständlich wie sein äußeres Erscheinungsbild ist auch sein inneres, dass in der Einfachheit der sichtbaren Stahlkonstruktion sowie mit gekonnter Lichtführung und Sichtbezügen eine hohe Aufenthaltsqualität schafft. Konsequent wurde die Sheddachkonstruktion mit weit gespannten Dreifeldträgern aus einfachen, offenen Walzprofilen konzipiert und in bestem handwerklichem Sinne verarbeitet.

Mit diesem Projekt wird ein Gebäude ausgezeichnet, das beispielhaft den Einsatz von Stahl mit hoher Flexibilität, Nachhaltigkeit, Funktionalität und Architekturqualität überzeugend darstellt.

Erläuterungsbericht von Ackermann Architekten BDA, München:

Die Firma Rational AG, ein weltweit führender Hersteller von Gastronomiegeräten, ordnete seine Betriebsstruktur neu und errichtete nach den Werken 1 und 2 im Jahr 2008 im Landsberger Industriegebiet Frauenwald das Werk 3.
2012 entstand als zweiter Bauabschnitt östlich des Werks 3, baulich verbunden, das für die internationale Kundschaft zu Schulungszwecken bestimmte Trainingscenter. Eine weitere Komponente des Werksverbundes der Firma Rational, nämlich das Serviceteilecenter, wurde im Jahr 2014 erbaut.

 

Foto: jens weber, munich

Durch einen Glasgang mit dem Trainingscenter und dem Werk 3 verbunden, beherbergt dieses Gebäude das Ersatzteilelager und eine Kundendienstwerkstatt.
Sozial-, Verwaltungs- und Besprechungsräume komplettieren das Raumangebot.

Funktional ist das Gebäude ähnlich wie das Werk 3 aufgebaut: Im Westen befindet sich eine Anlieferhalle mit Andockstation, im Osten die Ersatzteilhalle mit dem Sheddach und dem Hochregallager mit der profilitverglasten Laterne, dazwischen der Betonriegel, der die Büro,- Sozial- und Besprechungsräume aufnimmt und zugleich den Brandabschnitt zwischen Halle und Anlieferbereich bildet.

Ein Innenhof belichtet die Arbeitsräume und dient den Mitarbeitern als Aufenthalts- und Pausenbereich.

Das Gebäude ist, wie auch schon das Werk 3 und das Trainingscenter, bis auf den brandschutztechnisch notwendigen Betonriegel, eine reine Stahlkonstruktion mit Flach- und Sheddächer. Die gesamte Konstruktion besteht aus pulverbeschichteten Walzprofilen aus der HEB- und IPE- Reihe und Rundstäben für die Aussteifungen.
Eine weitgehende Stützenfreiheit des Lagerbereichs wird durch die Fachwerkträger erreicht, deren Höhe die Sheddachkonstruktion prägt.
Die schmälere Anlieferhalle wird, wie im Werk 3, stützenfrei mit Fachwerkträgern überspannt und mit Oberlichter belichtet.
Die Dachfläche besteht aus Trapezblechen auf der Stahlkonstruktion.

Ein umlaufendes Fensterband ermöglicht den Mitarbeitern einen Ausblick auf die umgebende Natur und besteht aus einer Metall-Elementfassade mit Dreifach -Isolierverglasung.
Die geschlossenen Bereiche bestehen aus Metall - Langfeldkassetten mit Alucobond  Fassadenverkleidungselementen.

 

Foto: jens weber, munich

Diese Konstruktion erlaubt einerseits eine durch Vorfertigung mögliche kurze Bauzeit und andererseits eine ökologisch sinnvolle Wiederverwertung der Bauteile, sollte das Gebäude nicht mehr benötigt werden.

Mit den Sheds, den Oberlichtern, der Profilitverglasung und dem umlaufenden Fensterband wird damit das Gebäude natürlich belichtet und belüftet und somit der Primärenergieeinsatz zur Raumkonditionierung minimiert.
Die Nordorientierung der Sheds verhindert eine Aufheizung im Sommer.
Die Temperierung der Räume erfolgt über eine Wärmepumpe.

Konstruktionsbeschreibung
Die eingeschossige Hallenkonstruktion wurde als Stahl-Skelettkonstruktion geplant. Die Stützen und Träger sind aus offenen, teilweise verstärkten Stahlwalzprofilen konzipiert. Die Konstruktion gliedert sich in ein Palettenlager mit Flachdach und in eine Halle als Sheddachkonstruktion. Die Tragkonstrukion in der Shedhalle baut sich auf einem 18,75 m x 7,50 m Raster auf. Die Hauptträger der Shedkonstruktion überspannen als Dreifeldträger je 18,75 m weite Felder. Die Durchlaufträger wurden als 2,70 m hohe Fachwerkträger ausgeführt, die von Pendelstützen getragen werden. Die Gebäudeaussteifung erfolgt über zugbeanspruchte Dach- und Wandverbände.

I. Anlieferungshalle mit Andockstation
Die Anlieferungshalle mit den Abmessungen von 19,1 m in der Breite, 83,5 m in der Länge und 6,80 m in der Höhe, befindet sich im Westen zwischen den Achsen von 1-3. Sie grenzt an die bestehenden Rangier- und Ladeflächen des Werkes 3 an. Im Süden schließt ein Verbindungsgang zum Trainingscenter und zum Werk 3 an.

Die Anlieferungshalle ist niedrig beheizt (ca. 18°C).

Die Anlieferungshalle ist als Durchfahrtshalle konzipiert. Durch den LKW-Verkehr ist mit einem Tausalzeintrag zu rechnen. Da die Gabelstapler die Verkehrswege der Lkws in der Anlieferungshalle kreuzen, wird im Bereich der Schleusen und der Halle, in denen die Gabelstapler verkehren, ebenfalls von einem Tausalzeintrag ausgegangen.

Im Norden können Lastkraftwagen durch ein Tor in die Halle einfahren und im Süden wieder ausfahren. Für die Bemessung der Stützenbauwerke wird daher der Verkehr eines SLW30 in langsamer Fahrt berücksichtigt.

Zur ebenerdigen Be-/Entladung der LKWs befindet sich westlich der Halle eine Andockstation mit zwei Laderampen. Die Andockstation nimmt die Höhe der Anlieferungshalle auf und ist 11,25 m breit und ca. 22,5 m lang.
Nördlich der Andockstation sind dafür die außenliegenden Verkehrsflächen bereichsweise um 1,20 m abgesenkt. Ein Tausalzeintrag auf diesen Verkehrsflächen wird berücksichtigt.

Die Bodenplatte wird unbewehrt aus Walzbeton mit thermischer Bauteilaktivierung ausgeführt. Die Dimensionierung und Planung der konstruktiven Ausbildung der Walzbetonplatte erfolgt durch den Walzbeton-Hersteller.

Der vertikale Raumabschluss erfolgt im unteren Bereich über eine Höhe von ca. 2,40 m mit einem Fensterband als Pfosten-Riegel-System und im oberen Bereich mit Blechkassetten.

An die Stahlkonstruktion der Anlieferungshalle bestehen keine Anforderungen hinsichtlich der Feuerwiderstandsdauer (R 0).

In Achse E wird die Anlieferungshalle zur Aufnahme von Temperaturdehnungen über eine Dilatationsfuge in Nord-Süd-Richtung in zwei Dehnfugenabschnitte unterteilt.

II. Zwischenbau

Der Zwischenbau befindet sich zwischen den Achsen von 3 – 4, ist 12,5 m breit und erstreckt sich, unterbrochen von einem Innenhof, über die gesamte Gebäudelänge von 83,5m.
Der gesamte Zwischenbau wird in Massivbauweise erstellt. Dieser Stahlbetonkern wird zur Aussteifung der Anlieferungshalle und der Halle mit Palettenlager in Ost-West Richtung herangezogen.

Der südliche Bereich des Zwischenbaus stellt den Haupteingang zum Gesamtgebäude dar. Dort sind auf zwei Geschossen Besprechungs-, Sozial- und Sanitärräume, sowie die Haustechnik untergebracht. Nördlich des Innenhofes ist der Zwischenbau überwiegend eingeschossig. Dort befinden sich eine Werkstatt und die Wareneingangskontrolle.

Die Bodenplatte ist als schwimmend gelagerte, bewehrte Stahlbetonplatte konzipiert. Im Bereich der Werkstatt wird die Bodenplatte mit einer thermischen Bauteilaktivierung ausgeführt.

Durch den Gabelstaplerverkehr ist im Bereich der Schleusen im Winter mit einem Tausalzeintrag zu rechnen.

Aufgrund von Brandschutzanforderungen werden die Wände in den Achsen 3 und 4 als Brandwände mit der Feuerwiderstandsdauer R 90 geplant. Zur Vermeidung des Brandüberschlages von den beidseitig angrenzenden Hallen, werden auch die Ränder der Dachdecke über jeweils 5,0 m Breite als horizontale Brandwände ohne Öffnungen ausgebildet.

III. Halle mit Palettenlager
Die Halle mit dem Palettenlager befindet sich zwischen den Achsen 4 – 7 und ist 56,8 m breit und 83,5 m lang.

Davon ist der südliche Bereich zwischen den Achsen von E – L als Sheddach mit einer Gesamthöhe von 6,80 m in der Kehle und 9,0 m am First konzipiert.
In diesem Bereich befindet sich das zweigeschossige Kleinteilelager sowie ebenerdige Lagerflächen.

Im nördlichen Bereich (Achse A – D) ist das Palettenlager untergebracht. Dort wird anstatt einer Shedkonstruktion ein Flachdach auf der Höhe der Shedfirste realisiert.

Die Bodenplatte der Halle wird aus Walzbeton mit thermischer Bauteilaktivierung erstellt. Die Dimensionierung und Planung der konstruktiven Ausbildung der Walzbetonplatte erfolgt durch den Walzbeton-Hersteller.

An die Stahlkonstruktion sind Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (R 30) gestellt. Die Feuerwiderstandsdauer wird mittels einer bauaufsichtlich zugelassenen Brandschutzbeschichtung erzielt.

Der Raumabschluss erfolgt im unteren Bereich umlaufend über Glasflächen und oberhalb davon über Blechkassetten. Die Sheds sowie die Seiten des höher gelegenen Flachdaches im Bereich des Palettenlagers werden ebenfalls verglast.

In Achse D‘ wird die Hallenkonstruktion zur Aufnahme von Temperaturdehnungen über eine Dilatationsfuge in Nord-Süd-Richtung in zwei Dehnfugenabschnitte unterteilt.

Fertigstellung
2014
Architekt
Ackermann Architekten BDA, München
Ingenieur
Beratendes Ingenieurbüro für Bauwesen, Christoph Ackermann, München
Bauherr
Rational AG
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