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Warte Haus auf dem Bismarckplatz, Landshut

Sebastian Schels

AUSZEICHNUNG
Preis des Deutschen Stahlbaues 2018
Max Otto Zitzelsberger, München

 

Laudatio
Das Warte Haus am Bisimarktplatz in Landshut stellt eine gelungene Reminiszenz an die Haltestellen aus Metall des 19. Jahrhunderts dar.
Die außerordentlich filigrane Konstruktion aus Stahlwinkeln und Flachstahl spiegelt eine hohe Ästhetik und die handwerkliche Qualität der Gesamtanlage wieder.
Die Einarbeitung der windschützenden Glasscheiben ist überzeugend und zurückhaltend gelungen.
Die Maßstäblichkeit der Konstruktion, die Wahl der Verbindungsmittel als nachvollziehbare Schraubenkonstruktion vermitteln die Selbstverständlichkeit dieser Konstruktion und erfreuen das Auge genauso wie den Geist des Betrachters und Nutzers.
Das Zurücknehmen auf das Wesentliche in Verbindung mit einem hohen Gestaltungswillen prägen das Ergebnis.
Die Durchgängigkeit bis hin zu dem händisch mit dem Pinsel aufgebrachten Farbanstrich in Eisenglimmer sind Programm.

 

Erläuterungsbericht von Max Otto Zitzelsberger zur Einreichung beim
'Preis des Deutschen Stahlbaues 2018'

Beschrieb Warte Haus

Die Haltestelle am Bismarckplatz in Landshut ist eine Reminiszenz an alle metallischen Objekte unserer Städte des 19. Jahrhunderts, denen der Funktionalismus die Gestalt ausgetrieben hat. Ich meine damit all die wundervollen Geländer und Balustraden, die kleinen Toilettenhäuser, Litfaßsäulen, Trambahnstationen, Blumenkioske und Straßenlaternen. Kein Jahrhundert kannte eine derart hochwertige Möblierung der Stadt als das zwischen1800 und 1900.

Sebastian Schels

Es ist dabei nicht mein Ziel diese Objekte als Rekonstruktion wieder zu etablieren. Das wäre weder möglich noch sinnvoll.  Aber ich schaue mit großer Traurigkeit auf die Möbel unserer Städte. Es sind die langweiligen Werbetafeln, die nichtssagenden Abfalleimer oder Urinale oder eben die belanglosen Wartehäuser für Busse oder Trambahnen. Sie alle verbindet eine große gestalterische Leere.  

Dabei könnten wir vom 19. Jahrhundert so viel lernen. Es hat mit großem Elan das Handwerk gefeiert und war doch geprägt von der Industrialisierung wie kein Jahrhundert zuvor. Diese Mischung hat fabelhafte Gebäude hervorgebracht wie zum Beispiel den Glaspalst in München.

Die Konstruktion der kleinen Haltestelle mit dem frei daneben stehenden Uhrenturm ist selbstverständlich aus Metall. Die Eckstützen sind Fertigprofile mit angeschweißten Bauteilen. Die Zwischenstützen sind aus Metallplatten ausgelasert.

Zeitgemäße Herstellungsmethoden sind wichtig und von großer Bedeutung für das Baugewerbe. Die Bauteile sind miteinander verschraubt. Die Details der gewählten Konstruktion erinnern an die klassischen „Bunde“ im Schmiedehandwerk oder die Nieten an den Brücken des 19. Jahrhunderts. Die Farbe ist ein Eisenglimmerlack, der mit dem Pinsel aufgetragen wurde. Es zeigen sich somit Spuren der Hand, die in Ihrem ungleichmäßigen Duktus der kühlen Konstruktion Leben einhauchen.

Hochindustrialisierte Methoden und solche des klassischen Handwerks sollen hier zu einer Einheit verschmelzen und dem prominenten Platz der mittelalterlichen Stadt Landshut wieder ein bisschen urbane Noblesse zurückzugeben.

Fertigstellung
2017
Architekt
Max Otto Zitzelsberger, München
Ingenieur
Merz Kley Partner, Dornbirn
Bauherr
Stadt Landshut


 

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