Wie sind die ersten Eindrücke? 

Super. Mich hat ein sehr nettes Team hier in der Geschäftsstelle begrüßt und aufgenommen. Es gibt innerhalb des bauforumstahl e.V. eine Vielzahl von Informationen für die Mitgliedsunternehmen, die bisher nicht alle auf der Webseite zu finden waren. Eines meiner ersten Projekte, das ich übernehmen durfte, ist daher eine neue Webseite, die jetzt unter anderem auch einen Blog anbietet, mit dem viele neue Informationen und Presseinfos verfügbar sind. 

Wie sieht die tägliche Arbeit aus? 

Zunächst habe ich die laufenden Projekte meines Vorgängers Herrn Dr. Heddrich übernommen. Leider habe ich Herrn Dr. Heddrich nicht mehr persönlich kennenlernen können. Zu Beginn gab es durchaus Anlaufschwierigkeiten, die Projekte ohne Verzögerungen weiterzuführen. Zusammen mit meiner ebenfalls neuen Kollegin Frau Franziska Küver ist es uns aber gelungen, die Projekte sukzessive fortzusetzen. Schwerpunkte sind dabei aktuell die Planung der bevorstehenden BAU in München sowie die bereits laufende Imagekampagne. 

Gutes Stichwort – Was verstehen Sie genau unter einer Imagekampagne? 

Die Imagekampagne wurde bereits 2023 vom Vorstand beschlossen. Sie ist in unsere Kommunikations-Strategie eingebunden, deren übergeordnetes Ziel die Erhöhung der Sichtbarkeit des Stahlbaus ist. Erstes Kernelement war die Überarbeitung der Webseite, die seit dem 1. März 2024 nun deutlich benutzerfreundlicher gestaltet ist und im neuen Design erstrahlt. Unsere Mitglieder haben im internen Bereich die Möglichkeit, an insgesamt 15 Arbeitsausschüssen mitzuarbeiten und hierdurch allen Mitgliedern umfassende Informationen zu Wirtschaft und Technik zur Verfügung zu stellen. Nicht-Mitgliedern wird ebenso die Möglichkeit gegeben, sich allgemein zu den vielfältigen Bereichen rund um das Thema Stahlbau zu informieren – wenn das Interesse an unseren Themen und einer Zusammenarbeit mit uns besteht, bietet sich natürlich die Mitgliedschaft und die damit verbundene aktive Zusammenarbeit mit uns an.  

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Ihren Mitgliedern im Einzelnen, d.h. welchen Nutzen haben Ihre Mitglieder durch die Mitgliedschaft im Verband? 

Diese Frage stelle ich mir laufend und seit dem ersten Tag. Nach meiner Assistenten-Zeit an der Ruhr-Universität Bochum war ich fast 25 Jahre in der freien Wirtschaft tätig und musste alle Ausgaben auch immer rechtfertigen können – so wie unsere Mitgliedsunternehmen deren Mitgliedsbeiträge immer mal wieder hinterfragen. In den bereits erwähnten 15 Arbeitsausschüssen arbeiten ca. 600 Mitarbeiter aus den verschiedenen Mitgliedsunternehmen. Das Ergebnis dieser Arbeit sind Regelwerke und Vorschriften, die das Wissen um den Stahlbau erweitern und erst nutzbar machen. Was die Verwendung der eingesetzten Baustoffe angeht, stehen wir mit anderen Baustoffen im Wettbewerb. Es ist daher wichtig, unsere Position nicht nur zu behaupten, sondern zu stärken. Und dazu haben unsere Mitglieder mit uns gemeinsam die Möglichkeit.  

Wie genau wollen Sie die Position des grünen Stahlbaus stärken? 

Wir leben bekanntermaßen in einer Epoche steigender Temperaturen mit den oft diskutierten Folgen – Stichwort: Klimawandel. Es handelt sich hierbei nicht um ein „akademisches Thema“, sondern darum, unseren Lebensraum bewohnbar und nutzbar zu bewahren. Das hört sich vielleicht pathetisch an, wird aber auf nationaler Ebene in ein konkretes Ziel übersetzt: Bis 2030 müssen die Treibhausemissionen aus dem Jahr 1990 um 65 % reduziert werden. Etwa ein Drittel der Treibhausemissionen in Deutschland steuert die Bauindustrie bei; da ist es doch augenscheinlich, an welcher Schraube wir drehen müssen. Und gerade hier bietet der Stahlbau einen entscheidenden Vorteil: Stahl kann wiederverwendet werden! Ebenso kann Stahlschrott in einem Elektroofen eingeschmolzen werden, so dass neue Profile entstehen. Wenn diese Elektroöfen mit grünem Strom betrieben werden, ist dieser Prozess sehr emissionsarm. Darüber hinaus investieren die deutschen Stahlhersteller gerade enorme Summen, um ihre konventionellen Hochöfen zukünftig mit Wasserstoff zu betreiben. Mit anderen Worten: Stahl kann schon heute sehr viel emissionsärmer als z.B. Beton eingesetzt werden. Mein Ziel ist es, die emissionsarme Stahlbauweise nicht nur in den Köpfen, sondern auch in den Ausschreibungen zu verankern, damit wir das übergeordnete Ziel von 2030 erreichen können. 

Das habe ich verstanden, aber ich möchte nochmal nachhaken: Wie wollen Sie das erreichen? Schließlich ist die Bürokratie in Deutschland wahrscheinlich nicht auf Ihrer Seite? 

Da treffen Sie einen wunden Punkt. Mir ist durchaus bekannt, dass viele Gebäude auch heute noch ohne Berücksichtigung einer sinnvollen Kreislaufwirtschaft geplant und ausgeschrieben werden. Einerseits versuche ich über die gesellschaftlichen und politischen Kanäle auf die Notwendigkeit der Berücksichtigung hinzuweisen; vielleicht ist aber ein anderer Weg in diesem Zusammenhang noch wichtiger: die persönliche Haltung. Jeder von uns emittiert durch sein Verhalten mehr oder weniger CO2. Damit ist jeder Einzelne in der Lage, durch sein Verhalten die klimaschädlichen Emissionen zu verringern. Sei es im privaten oder im beruflichen Kontext, durch eben die Verwendung von wiederverwertbarem Stahl. 

Können Sie die von Ihnen genannten „gesellschaftlichen und politischen Kanäle näher beschreiben? 

Wir hatten z.B. ein Treffen mit dem Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr aus NRW, Herrn Oliver Krischer. Hierüber berichten wir in dieser Mitgliederzeitschrift gesondert. Auf Bundesebene haben wir Ende August die Möglichkeit, unseren Wirtschaftsminister Herrn Dr. Habeck persönlich zu treffen. Ich freue mich auf dieses Gespräch und werde dabei versuchen, den Aspekt der Nachhaltigkeit zukünftig in Ausschreibungstexten zu verankern. Ich bin sehr gespannt!