Stahl ist der nachhaltigste Baustoff und lässt in seiner Anwendung kaum Wünsche offen. Die Kosten einer fertigen Stahlkonstruktion werden allerdings von vielen Faktoren beeinflusst. Neben den reinen Stahlpreisen müssen auch die Kosten für die Planung, Korrosionsschutz, Fertigung, Brandschutz, Lieferung und Montage berücksichtigt werden. Und dabei macht das Tragwerk nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus. Um diesen Teil einfach zu kalkulieren, damit sich die Architekten und Planer auf die kreative Arbeit konzentrieren können, haben wir von bauforumstahl einen Planungsleitfaden erstellt sowie drei Vergleichsstudien, die die Stahlbauweise mit der Stahlbetonbauweise auf Kosten- und Ökobilanzebene vergleichen. Bei der Erarbeitung und der Umsetzung dieser Broschüre wurde das Team durch das Institut für Bauökonomie der Universität Stuttgart, dem RICS (Royal Institute of Chartered Surveyors) und zahlreichen Fachfirmen unterstützt. 

 Zielsetzung des Leitfadens “Kosten im Stahlbau” 

Der Leitfaden “Kosten im Stahlbau” ist 2009 in einer Zusammenarbeit zwischen dem bauforumstahl e.V. und der Universität Stuttgart Institut für Bauökonomie entstanden und wird alle zwei Jahre aktualisiert. Die Zielsetzung bleibt dabei stets die gleiche: Die Unterstützung von Architekten, Ingenieuren, Investoren und Bauunternehmen in ihrer Projektarbeit, insbesondere bei der Erarbeitung von alternativen Lösungsvorschlägen in der frühen Planungsphase. Hier ermöglicht die Broschüre eine überschlägige Bewertung der Wirtschaftlichkeit. Der Leitfaden beinhaltet Preisindikationen zum Tragwerk inklusive Deckensystemen, Treppen sowie zur Oberflächenbehandlung und Brandschutzmaßnahmen. Zusätzlich informiert die Broschüre über die grundlegenden, technischen Zusammenhänge, die zur korrekten Einordnung und Abschätzung der Angaben und der eigenen Kalkulation benötigt werden.  Die Daten beziehen sich vorwiegend auf den deutschen Markt.  

Der Leitfaden stellt Preisindikationen für Stahllösungen im Bauwesen bereit und geht dabei auf die spezifische Konstruktionsweise des Stahlbaus ein. Insbesondere bietet der Leitfaden Richtwerte für die Kostenplanung in frühen Planungsphasen von Bauprojekten und ermöglicht die vergleichende Bewertung von Konstruktionsalternativen. Das Institut für Bauökonomie der Universität Stuttgart hat die im Leitfaden enthaltenen Kostenindikationen erstmals durch online Befragungen ermittelt und zusammengestellt. Wir möchten den Autoren und allen, die zur Erstellung des Leitfadens beigetragen haben, für ihre engagierte Arbeit herzlich danken. Wir erwarten, dass sich diese Publikation weiterhin als regelmäßig genutzter Leitfaden bei der Erstellung von Kostenermittlungen in frühen Projektphasen von jedem Bauprojekt etabliert. 

Ziel aller Beteiligten ist es, eine aktuelle Preisindikation der Komplettleistungen für Stahlbau-Gewerke sowie Preisspannen für verschiedene Gebäudefunktionen in €/m2 auf Basis der aktuellen DIN 277:2021 bzw. DIN 276:2018 anzugeben. 

 Ansatz über Gebäudefunktionen  

Als Arbeitshilfe zum täglichen Gebrauch ermöglicht der Leitfaden eine zügige Kostenermittlung auf Grundlage der Gebäudefunktionen, ähnlich wie der Ansatz in der DIN 276 bzw. in der DIN 277, welchen auch die Arbeitshilfen des BKI (Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern) zu Grunde liegen.  

Es können sich auf Grund der Konstruktionsmethodik des Stahlbaus teilweise Änderungen zu den bekannten Normen und Publikationen ergeben, die jeweils nachvollziehbar dokumentiert sind. Um dem Konstruieren mit Stahl auch in der Kostenplanung gerecht zu werden, gliedert sich der Leitfaden in die Hauptfunktionen Tragwerk, Einbauten, Oberflächenbehandlung und Brandschutz. 

 Randbedingungen und Anwendungsgrenzen  

Die Angaben sind gewichtete Mittelwerte, die aus einer Befragung von Fachfirmen resultieren. Sie enthalten alle Material- und Lohnkosten sowie Aufwendungen für eventuelle Geräteeinsätze. Die üblichen Baunebenkosten im Sinne der DIN 276 sind nicht berücksichtigt.  

Die Mehrwertsteuer ist in den Kostenangaben nicht enthalten.  

Im Rahmen der Befragung wurden folgende Annahmen und Vereinfachungen getroffen, die bei der Arbeit mit den Kennwerten zu berücksichtigen sind:  

  • Die Kosten werden auf Basis „einfacher“ Gebäude mit einer durchschnittlichen Gebäudefläche von 800 – 1400 m2 Brutto-Grundfläche und mit einer gängigen architektonischen Gestaltung ermittelt.  
  • Es wird von einem normalen Baugrund und einfacher Zugänglichkeit der Baustelle ausgegangen.  
  • Die Werte beziehen sich auf Bezugsgrößen wie beispielsweise Brutto-Grundfläche (DIN 277) oder Deckenfläche (DIN 276).  
  • Es werden die Schneelastzone 2, die Windzone 2 (Binnenland), ein kompaktes Gebäude sowie eine Höhenlage von max. 500 m üNN angenommen.  

Die Preisangaben beziehen sich zeitlich auf das vierte Quartal 2023.  

Tragwerk Rahmenkonstruktion 

Rahmenbedingungen:  

  • Durchschnittswerte für Gebäudefläche von 800 – 1400 m2 BGFa). 
  • Schneelastzone 2, Geländehöhe max. 500 m üNN, Windlastzone 2 (Binnenland), kompaktes Gebäude.  
  • Hinweise:  
  • Das Gewicht der Rahmenkonstruktion umfasst Stützen, Träger und alle Verbindungsmittel. Fundamentarbeiten sind nicht enthalten.  
  • Die Angaben setzen einfache Aussteifungsarten und keine speziellen, kostenintensiven Alternativen voraus.  
  • Die Angaben beinhalten keine Anstriche oder spezielle Korrosionsschutzmaßnahmen (siehe Kapitel „Oberflächenbehandlung“).  
  • Die angegebenen Werte sind Richtwerte; im Einzelfall kann durch Variation des Systemabstandes und detaillierte Optimierung des Tragwerks das Stahlgewicht pro m2 BGFa) reduziert werden.  
  • Die Verbundbauweise beinhaltet die für die Verbundwirkung benötigten Kopfbolzendübel ohne Deckenplatte (siehe Kapitel „Decken“).  
  • Dachpfetten und Fassadenriegel sind nicht enthalten.
  • Die leichte Stahlbauweise ermöglicht je nach Gründungssituation eine Einsparung bei den Fundamentkosten von bis zu 25 %. 

Kosten im Stahlbau Tragwerk

 Weitere Berechnungen für Tragwerk – Decken, Einbauten – Treppen, Brandschutz und Oberflächenbehandlung – Korrosionsschutz finden Sie in der aktuellen Broschüre “Kosten im Stahlbau”.  

 Gesamtkostenverteilung 

Die Gesamtkosten für ein Tragwerk können berechnet werden, indem auf jede der verschiedenen Teilkomponenten ein Kostenkennwert (z.B. …/kg oder …/t) angewendet wird und die Teilergebnisse dann summiert werden. Das Ergebnis beinhaltet dann alle Kosten für Material, Fertigung, Korrosionsschutz, Brandschutz, Technische Bearbeitung, Lieferung und Montage. Die folgenden Grafiken zeigen typische Verteilungen der Gesamtkosten, wobei vier unterschiedliche Szenarien dargestellt sind, je nachdem ob im Projekt Brandschutz und / oder Korrosionsschutz benötigt werden.  

Oft wird angenommen, dass ein Tragwerk mit der geringen Tonnage am kostengünstigsten ist, aber die Gesamtkosten hängen eben nicht allein davon ab. Wie aus den Grafiken hervorgeht, macht der Baustahl ca. 23-32% der gesamten Tragwerkskosten aus, die Fertigungskosten liegen aber sogar leicht darüber.  

Neben dem Gesamtgewicht des Tragwerks ist es auch wichtig, die weiteren Komponenten dieses Tragwerks zu kennen. Der Kostenkennwert pro Tonne für komplexere Konstruktionen ist in der Regel höher als für ein Standardtragwerk, da für nicht standardisierte Profi le, komplexe Verbindungen oder Spezialsysteme höhere Anforderungen an die Fertigung gestellt werden. Zudem kann sich dadurch die Oberfläche des Tragwerks erhöhen, welche mit Brandschutz und / oder Korrosionsschutz zu versehen ist. Es ist anzumerken, dass es sich auf den folgenden Seiten um rein beispielhafte Verteilungen handelt. Je nach Komplexität der Konstruktion könne einzelne Kostenkomponenten durch den Nutzer dieses Leitfadens angepasst werden. Fehlende Kostendaten können aus den prozentualen Verhältnissen überschlägig errechnet werden.  

Es ist daher empfehlenswert, das Tragwerk in Alternativen zu denken und jeweils deren Gesamtkosten zu ermitteln, um am Ende eine Lösung zu erhalten, welche den funktionalen, ästhetischen und wirtschaftlichen Projektzielen entspricht. 

Kosten im Stahlbau Gesamtkostenverteilung

Die gesamte Borschüre “Kosten im Stahlbau” finden Sie in unserem bauforumstahl Download-Center.