
Patrick Düren-Rost – Bundesverband Feuerverzinken
Feuerverzinken unter Aspekten des Brandschutzes. Welchen positiven Effekt hat das?
Durch Feuerverzinken wird der Feuerwiderstand von Stahlkonstruktionen verbessert, da feuerverzinkte Stähle sich durch eine geringere Emissivität auszeichnen. Emissivität ist ein Maß dafür, wie stark ein Material Wärmestrahlung mit seiner Umgebung austauscht. Gerade in der Anfangsphase eines Brandes führen die durch den Zinküberzug verringerten Werte der Emissivität zu einer deutlich verzögerten Erwärmung der feuerverzinkten Stahlbauteile und können insbesondere bei Bauteilen mit einer ausreichenden Massivität wesentlich dazu beitragen, einen geforderten Feuerwiderstand von R30 ohne weitere Maßnahmen zu erreichen.
Um den positiven Effekt der Feuerverzinkung zu nutzen, ist vorab eine rechnerische Nachweisführung (Heißbemessung) durchzuführen. Die DASt-Richtlinie 027 ist das in Deutschland hierfür anwendbare Regelwerk. Diese regelt neben der Nachweisführung die zusätzlichen Anforderungen und wurde als Regelwerk bereits in 15 Bundesländern übernommen, so dass eine baupraktische Anwendung sehr einfach umzusetzen ist. Bereits mehrere realisierte Bauprojekte zeigen das vielfältige Einsatzspektrum des Brandschutzes durch Feuerverzinken im Stahlbau.
Wo sehen Sie klare Vorteile?
Feuerverzinkung bietet einen doppelten Nutzen: dauerhaften Korrosionsschutz und – bei rechnerisch nachgewiesenen Anwendungsfällen – den erforderlichen Feuerwiderstand R30 ohne weitere Brandschutzmaßnahmen für die Stahlkonstruktion. Das reduziert Komplexität, spart ggf. Kosten beim Erstschutz aber auch während der Nutzungsdauer, da Instandhaltungskosten i.d.R. nicht mehr anfallen. Wirtschaftlich interessant ist dieser Ansatz bei unterschiedlichsten Stahlkonstruktionen wie z.B. Hallen- und Parkhausbau, Wohn- und Geschäftshäuser, etc. Konstruktionen bleiben zudem sichtbar, welches die Attraktivität des Stahls bei Architekten und Bauherren erhöht.
Wie steht es um Recyclingfähigkeit / Wiederverwendung feuerverzinkter Stahlbauteile?
Wiederverwendung sollte noch vor dem Recycling in Betracht gezogen werden. Durch den widerstandsfähigen Zinküberzug und die hohe Dauerhaftigkeit ist eine bauteilbezogene Wiederverwendung bei ausreichender Zinküberzugsdicke, insbesondere bei geschraubten oder modularen Konstruktionen die erste Wahl. Im Fall einer evtl. Erneuerung des Korrosionsschutzes lassen sich zuvor feuerverzinkte Stahlbauteile in der Regel neu verzinken und wiederverwenden. Feuerverzinkter Stahl kann zudem ohne Qualitätsverlust (Downcycling) beliebig oft recycelt werden. Hierbei werden Stahl und Zink im Recyclingprozess getrennt und für die Herstellung von neuem Stahl und Primärzink verwendet. Zusammengefasst eignet sich feuerverzinkter Stahl hervorragend für den zirkulären Stahlbau, spart CO2 und steht für ressourcenschonende Konstruktionsprinzipien. Stahl und Zink sind kongeniale Partner, die beim Feuerverzinken quasi zu einem Dream-Team der Nachhaltigkeit verschmelzen.
Vielen Dank für Ihre Meinung und die Informationen Patrick Düren-Rost.