Wenn wir ehrlich sind, ist das, was sich derzeit auf deutschen Straßen, Brücken und Bahnstrecken abspielt, ein ernsthaftes Problem für unsere Branche. Für uns als Händler, Stahlbauer, Hersteller und für alle, die tagtäglich dafür sorgen, dass gebaut, geliefert und montiert werden kann. Ich erlebe das nicht nur innerhalb der Fachgemeinschaft Transport & Logistik, sondern auch ganz konkret im Arbeitsalltag. Wer heute Großraum- oder Schwertransporte organisiert, braucht vor allem eines: Geduld. Denn was früher ein planbarer logistischer Ablauf war, ist inzwischen oft ein Kampf mit Umleitungen, Genehmigungen, überforderten Behörden und nicht zuletzt kaputter Infrastruktur. Dass Brücken plötzlich abgelastet oder ganz gesperrt werden, ist leider keine Ausnahme mehr, sondern Alltag. Und jeder Umweg kostet uns Zeit, Geld und CO₂.
Die Fakten dahinter sind eindeutig: Verzögerungen bei der Anlieferung von Rohstoffen und Fertigprodukten nehmen zu, weil Straßenbeläge marode sind und Baustellen die Durchlässigkeit ganzer Regionen einschränken. Die Transportkosten steigen spürbar – nicht nur durch längere Strecken, sondern auch durch erhöhten Verschleiß der Fahrzeuge. Und längst ist klar: Diese strukturellen Probleme tragen dazu bei, dass wir international an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Das Problem dabei: Es geht nicht nur um uns. Natürlich betrifft das unmittelbar unsere Branche, aber die Auswirkungen reichen weiter. Verzögerte Baustellen, steigende Projektkosten, langfristige Standortnachteile. Wenn die Logistik nicht mehr zuverlässig funktioniert, geraten ganze Wertschöpfungsketten ins Wanken. Hinzu kommen Umwelt- und Energieauflagen, die durch ineffiziente Verkehrsführung sogar noch verschärft werden. Jeder zusätzliche Kilometer, den ein Schwertransport zurücklegt, erhöht die Emissionen und damit den Anpassungsdruck auf die Unternehmen. Dabei spielt der Stahlbau eine essenzielle Rolle in der Infrastruktur und trägt maßgeblich zur nachhaltigen Mobilität bei – insbesondere durch langlebige, ressourcenschonende Brückenbauwerke. Sowohl im Neubau als auch bei der Sanierung bestehender Strukturen bietet er schlanke, materialsparende Konstruktionsweisen mit einem herausragenden Recyclingpotenzial. Darüber hinaus leistet der Stahlbau einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende: Windkraftanlagen aus Stahl fügen sich nahtlos in den Kreislaufwirtschaftsprozess ein und stellen am Ende ihrer Lebensdauer kein Entsorgungsproblem dar, sondern können vollständig wiederverwertet werden.
Was wir brauchen, ist keine neue Grundsatzdebatte. Die Forderungen sind klar und liegen seit Langem auf dem Tisch. Auch wir als Fachgemeinschaft Transport & Logistik, gemeinsam mit der VI GST, haben sie mehrfach formuliert: Gezielte Investitionen in Schwerlastrouten, durchgängig digitale Genehmigungsverfahren, ein Ende überzogener Auflagen und unnötiger Doppelprüfungen. Vor allem aber: Mehr Dialog zwischen denen, die entscheiden und denen, die umsetzen müssen.
Ich bin davon überzeugt, dass der Baustoff Stahl mit seinen herausragenden Eigenschaften einen festen Platz in der nachhaltigen Bauwende hat: Mit 100 % Recyclingfähigkeit, schlanken, ressourcenschonenden Konstruktionen und einem stetig wachsenden Anteil an grünem Stahl tragen wir aktiv zur Nachhaltigkeit bei. Wir bauen schnell, präzise und mit geringem CO₂-Fußabdruck. Aber dafür muss das Material eben auch auf die Baustelle kommen – bestenfalls zuverlässig und pünktlich!
Marode Infrastruktur ist kein Schicksal, sondern das Ergebnis von politischem Zögern. Aber genauso kann sie auch wieder verbessert werden, wenn wir uns gemeinsam dafür starkmachen. Ich sehe in unserer Fachgemeinschaft und generell im Verband viele, die bereit sind, ihren Teil beizutragen. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Rahmenbedingungen wieder stimmen. Für eine starke Infrastruktur, einen starken Stahlbau und eine leistungsfähige Wirtschaft in Deutschland.